Hindernisse auf dem Yogaweg

 

Avirati - wenn Ehrgeiz zum Hindernis wird.

 

Auf dem spirituellen Weg begegnen uns einige Hindernisse, die uns ganz schön aus der Bahn werfen können. In Patanjalis Yoga-Sutra werden insgesamt neun Hindernisse aufgezählt und eines davon zeigt sich in Form von Gier.

 

Die Herkunft des Wortes leitet sich aus dem Althochdeutschen von Ehre und Geiz ab, was ein Verlangen nach oder Begehren von Ruhm, Anerkennung oder Besitz beinhaltet. In der heutigen Zeit wird der Ehrgeiz häufig mit Anerkennung in Verbindung gebracht, die durch Anstrengung und außergewöhnliche Leistungen erreicht wird. Doch nicht nur auf der beruflichen Ebene möchte der Selbstwert erhöht werden, auch bei der Freizeitgestaltung ist die Disziplin eine ehrenwerte Tugend. Für das Vorankommen einer bestimmten Sache macht ein ambitioniertes Vorgehen durchaus Sinn. Wird der persönliche Einsatz jedoch übertrieben, versperrt sich möglicherweise der Weg zum Ziel.

 

Aus der Perspektive des Yoga gibt es verschiedene Möglichkeiten einen freundlichen Umgang mit sich selbst und dem Umfeld zu fördern.

 

1. Beobachte deinen Geist

 

Halte inne, sobald du bemerkst, dass dein Verlangen auf etwas gerichtet ist, für das du dich sehr anstrengen musst. Viel zu oft haben wir gehört, dass wenn wir etwas erreichen wollen, Durchhaltevermögen, Disziplin und Eifer gefordert sind. Diese Prägung lässt uns mit bestimmten Denk-, Handlungs- und Bewegungsmustern auf die jeweilige Herausforderung reagieren. Es ist wichtig, die Ursachen zu erkennen und das Verhalten gegebenenfalls positiv zu verändern. Sind wir dazu noch auf ein Ergebnis fixiert, werden innere Warnsignale nicht wahrgenommen und unerwünschte Gefühle verdrängt. Außerdem befindet sich unser Geist in einem Zustand der Unruhe, die sich im Atem und Körper spiegelt. Ein bewusstes Hinterfragen der Verhaltensweise und ein In-sich-Hineinspüren führt aus dem Zustand der Begrenzung in Offenheit und Weite.

 

 2. Beruhige deinen Geist

 

Das neutrale Beobachten deines Verhaltens verschafft dir Klarheit über deine Handlungsmotive, die mit spezifischen Gefühlen und Gedanken zusammenhängen. Natürlich sind persönliche Ziele ein wichtiger Anreiz für die Entwicklung, aber es sollte immer wieder überprüft werden, ob es sich um Herzensangelegenheiten handelt oder um erwünschte Scheinwirkungen nach Außen. Das letztere wird uns mit Sicherheit Kraft kosten und unsere Sicht auf Eigennutz reduzieren. Die Interpretation eines Mantra kann uns dabei helfen, eine neue Sichtweise zu entfalten:

 

 hrdayam mayi

 Das Herz ist in mir → Höre auf dein Herz. Betrachte deinen Körper, deine Gefühle und dein Handeln mit den Augen des Herzens.

 

 aham amrte

 Ich bin ewig → Du darfst dir Zeit lassen. Deine Entwicklung ist genau richtig. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

 

 amrtam brahmani

 Ich bin ein Teil des immerwährenden Universums → Du bist mit deinen Fähigkeiten und Schwächen am richtigen Platz, du musst nichts erreichen.

 

 

 3. Finde dein Gleichgewicht

 

Das Yoga-Sutra beschreibt eine Form der Lebenshaltung, die von Stabilität und Leichtigkeit gekennzeichnet ist. Wir müssen uns immer wieder anstrengen um Steifigkeit und Trägheit zu überwinden, zum Beispiel den Körper im Yoga in eine neue Position zu bringen oder sich auf ein Abenteuer einzulassen. Das ist auch gut so, solange dabei nicht die Anstrengung unser Handeln dominiert. Positive Qualitäten wie Offenheit, Freude, Dankbarkeit oder Selbstvertrauen bewirken schon auf dem Weg zum Ziel etwas Gutes. Das Streben wird zu einem angenehmen Tun, dass sich aus Körperbewusstsein gründet und durch Klarheit und Präsenz geleitet wird. Das rechte Maß aus Anspannung und Entspannung, aus Disziplin und Hingabe sowie Durchhaltevermögen und Loslassen ermöglicht einen gesunden Umgang mit dem Ehrgeiz.

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sidonia Sindermann (Sonntag, 04 September 2016 19:26)

    Liebe Fabienne, dies ist mein 1. Kommentar im Leben zu einem Blog - aber ich finde die Gedanken, die ich im Juni zum 1. Mal gelesen habe, sehr inspirierend und hilfreich für meine eigene Praxis der Meditation und des Qigong. Ich wünsche Dir noch viele weitere Leser! Und natürlich viel Freude und Erfolg bei Deiner Arbeit!

  • #2

    peter (Dienstag, 20 September 2016 18:47)

    Liebe Fabienne,

    dies ist auch mein 1ter Eintrag in einem Blog.

    Ich möchte dir, auch hier, meine Dankbarkeit zeigen.

    Du kümmerst dich, immer, so liebevoll um alle Yogaschüler mit deiner Achtsamkeit, deinem Zu-hören und deiner Aufgeschlossenheit.

    Es ist, immer wieder, ein schönes Erlebnis, das in deinen Yogastunden wahr-zu- nehmen!

    Ich gehe, immer, bereichert und achtsamer mit mir und meiner Umwelt, nach Hause.

    Herzlichst,

    Peter